Chemische Experimente    

Experiment des Monats
November 2013

Hämoglobin-Nachweis


Bei vielen Erkrankungen des Urogenitaltraktes tritt eine Hämaturie auf - im Harn ist Blut nachweisbar. Häufige Erkrankungen sind dabei Entzündungen (Glomerulonephritis, Pyelonephritis), Harnwegsinfekte und Harnsteine (Nieren- und Harnleitersteine). Antikoagulatien-Therapie, Tumore in Nieren oder Blase, Nierenzysten, sowie genetisch bedingte Nephropathien können zu Hämaturien führen und auch Menstruationsblut kann im Harn auftreten. Man unterscheidet zwischen Mikrohämaturie (< 5 Erythrozyten/µl) und Makrohämaturie (hier sieht man eine rötliche Färbung). Mittels Teststreifen kann Hämoglobin im Harn nachgewiesen werden. Eine Unterscheidung zwischen freiem Hämoglobin und Erythrozyten ist jedoch nur mikroskopisch möglich.

Experiment des Monats Experiment des Monats

Geräte und Chemikalien:
Teststreifen zum Hämoglobin-Nachweis, verdünnte Hämoglobin-Lösung (z.B. Tierblut oder Erythrozyten-Suspension mit dest. Wasser oder isotoner Kochsalzlösung verdünnen), Bechergläser.

Durchführung:
Den Teststreifen 1 Sekunde in die Lösung tauchen und nach 30 Sekunden mit der Farbskala vergleichen. Die Skala gibt die Zahl der Erythrozyten in 1 µl an.
Wenn sich die Erythrozyten in einer isotonen Lösung befinden, zeigt sich in der Regel ein gepunktetes Bild. Erfolgte eine Hämolyse (in dest. Wasser), erscheint eine homogene Färbung.
 Hinweis: Es sind nur Kombinations-Teststreifen erhältlich, die neben dem Feld zur Hämoglobin-Bestimmung in der Regel auch Proteine und Glucose und ggf. bis zu weitere 7 Laborwerte anzeigen können.
Die Hämoglobin-Konzentration erhält man durch Multiplikation des ermittelten Wertes mit dem MCH (mittleres corpusculäres Hämoglobin) = Hämoglobingehalt je Erythrozyt. Beim gesunden Menschen beträgt der MCH ca. 30 pg/Ery (Referenzbereich: 28-33 pg/Ery).

Erklärung:
Der Hämoglobin-Nachweis beruht auf der Peroxidase-ähnlichen katalytischen Aktivität von Eisenporphyrin-Proteinen (analog reagieren u.a. auch Myoglobin und viele Cytochrome). Hämoglobin katalysiert die Freisetzung von Wasserstoffperoxid aus organischen Peroxiden (hier: Cumolhydroperoxid). H2O2 oxidiert dann eine polyaromatische Verbindung (hier: 3,3',5,5'-Tetramethylbenzidin) zu einem Farbstoff.
Kontamination durch bestimmte Mikroorganismen und einige Desinfektionsmittel können zu einem falsch-positiven Befund führen.

Entsorgung:
Lösungen, die Körperflüssigkeiten (Blut) enthalten, können potentiell infektiöses Material enthalten und müssen daher separat entsorgt werden.

Literatur & Links:
Jürgen Voigt & Peter Ludwig: Modellstudiengang Medizin, Praktikum Urindiagnostik; Charité - Universitätsmedizin Berlin, 2012
Werner Laubinger, Regina Freund & Axel Schunk: Modellstudiengang Medizin, Praktikum Labordiagnostik; Charité - Universitätsmedizin Berlin, 2013
Gerd Herold: Innere Medizin. Köln, 2011

Frau Dipl.-Päd. Regina Freund, Institut für Biochemie der Charité, danke ich sehr herzlich für die Unterstützung.


Oktober 2013: Kohlendioxid

Archiv

Register



<- zurück zum aktuellen Experiment

Seite erstellt am: Sonntag, 10. November 2013, A. Schunk, Charité - Universitätsmedizin Berlin.  

Für den Inhalt externer Seiten wird keine Verantwortung übernommen!